9/11 zum zweiten

suzieq

9/11 zum zweiten

 

Amerika hat gewählt.

 

Man muss es als Erleichterung empfinden, dass das Spektakel vorbei ist.

Das Schauspiel, das ungefähr ein Jahr lang die Augen aus aller Welt auf sich zog – der Abschiedstournee eines Künstlers ähnlich, der sich aus dem Rampenlicht zurückzieht.

Nur dass sich hier kein Sänger und keine Band verabschiedet hat, sondern ein Teil unserer westlichen (Selbst-) Gewissheit.

 

Vorbei die wohlige Ruhe und das Wissen, dass Turbulenzen kurzfristiger Natur, jedoch kein Zeichen für einen Absturz sind.

Vorbei die Sicherheit, dass das Vernünftige über das Absurde siegt.

Vorbei der Glaube, dass in unserer vernunftbasierten, aufgeklärten Welt Rohheit und Unverschämtheit nie an die Macht kommen.

Vorbei die selbstverständliche Annahme, dass die Wähler "schon vernünftig sein werden".

Vorbei der Glaube an die Bedeutung von Bildung und Erfahrung.

 

An was soll man sich denn noch halten?

Umfragewerte? – Unzuverlässig und irreführend!

Fernsehdebatten? – Selbstinszenierung der Kandidaten und manipuliert!

Von Professionellen geschriebene Artikel? – Sie zeigen nur, dass auch diese sich irren können.

 

Kann man daraus etwas lernen?

Vielleicht dies:

Wenn du es schon einmal versucht, aber nicht geschafft hast – dann lass es sein. Lass das Volk nicht ein zweites Mal an deiner Kampagne teilhaben – vielleicht will es dich wirklich nicht. Nach so vielen Jahren hat man sich vielleicht an dir satt gesehen. Stell deine Ambitionen zurück und lass andere ran!

Verzichtet auf lange Vorwahlen, die die Energie eurer Leute verschleissen und die vielleicht besseren Kandidaten vorzeitig aus dem Rennen werfen. Kehrt ab vom Prinzip "Gewinner ist, wer die grössten Geldreserven und das grösste Durchhaltevermögen besitzt". Lasst Wahlveranstaltungen nicht zur Show verkommen.

 

Könnte das etwas ändern?

Vermutlich nicht.

Wir werden noch manche Überraschung erleben und das Schlimme ist: niemand weiss wirklich, was tun.

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